Lisa Borg - Autorin


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Fragenkatalog

Bücher



Fragen und Antworten



Hast du die Geschichte erfunden oder ist sie dir wirklich so passiert?

Diese Geschichte ist meine eigene, wahre Geschichte. Ich habe sie in Romanform geschrieben, so wie ich sie jemandem erzählen würde. Daher wurde das Buch auch als Roman veröffentlicht. Richtiger wäre wohl autobiografischer Roman gewesen. Aber da nicht alle Angaben zu 100% mit der Wahrheit übereinstimmen, fanden wir, dass das Buch eigentlich nicht als Autobiografie durchgehen kann.


Sind die Namen deiner Freunde im Buch die wirklichen Namen? Oder hast du sie abgeändert?

Viele Namen habe ich geändert, aber nicht alle. Teilweise habe ich sie nur anders geschrieben. Die richtigen Namen werde ich zum Schutz der jeweiligen Personen nicht verraten.


Entsprechen die Schauplätze und Daten der Wirklichkeit oder hast du sie frei erfunden?

Die Schauplätze sind alle echt, die gibt es so, wie ich sie beschrieben habe und entsprechen den wahren Begebenheiten meiner Geschichte. Dazu gibt es auch ein paar Bilder auf meiner Website. Einzig die Strassennamen der Häuser, in denen meine Freunde und ich gewohnt haben, sind umbenannt worden, existieren aber in Wirklichkeit auch und liegen nahe den Originalschauplätzen. Auch die Daten, insbesondere die Schulzeiten, sind zum Teil leicht abgeändert. Dies zum Schutz der beschriebenen Personen und der Einfachheit halber. Durch diese kleinen Abweichungen entspricht die Autobiografie nicht zu 100% der Wahrheit.


Hast du Fotos von deinen Freunden?

Nein, leider nicht mehr. Ich hatte eines mitgenommen, welches uns alle zeigte, also Josh, Jesry, Cathy, Silver und mich, gutgelaunt am See. Leider ist es irgendwie abhanden gekommen. Peak wollte mir wenigstens ein neueres Foto von Silver schicken. Ich habe sein Angebot aber abgelehnt, weil ich Silver so in Erinnerung behalten möchte, wie ich ihn damals gekannt habe. Selbst wenn ich Fotos von ihnen hätte, würde ich sie nicht an die Öffentlichkeit bringen. Allerdings besitze ich Fotos von meiner zweiten Gastfamilie und ein Dia von Jo's Familie. Aber auch die bleiben unter Verschluss.


Denkst du oft an deine Freunde zurück?

Ja, natürlich. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass ich an sie denken muss. Manchmal kann ich auch über sie sprechen, was mich einerseits heiter stimmt, andererseits aber auch immer wieder ein bisschen traurig macht.


Hast du alle Gegenstände aus der damaligen Zeit noch?

Den Ring habe ich noch lange am Finger getragen bis ich eines Morgens bemerkte, dass ich den Stein verloren hatte. Ich habe ihn aber wieder gefunden und eingeklebt. Nun habe ich aber etwas Angst, ihn nochmals zu verlieren und habe daher den Ring gut verwahrt. Marias Elch sitzt, leider mittlerweile etwas verstaubt, auf unserem Wohnzimmerschrank, Silvers Brief habe ich auch gut verwahrt. Das Taschenmesser und die Wurzel vom See sind immer wieder mal in Gebrauch. Auch meinen blauen Koffer und meinen durchlöcherten Reisepass besitze ich noch, kann aber beides nicht mehr benutzen. Nur den Traumfänger habe ich nicht mehr. Er ging leider kaputt. Ich habe aber Ersatz bekommen.


Bist du je auf einem Motorrad gefahren?

Ja, einmal. Ich wollte meine Vorurteile loswerden. Allerdings fühlte ich mich nicht wohl und hatte grosse Angst. Ich werde es nie mehr freiwillig tun und hoffe auch, meine Jungs werden davon absehen.


Wie denkst du über den Motorradfahrer?

Ich empfinde keinen Hass ihm gegenüber. Wut ja, weil er sich unvorsichtig verhalten hatte. Es war nass und viele Blätter lagen auf der Strasse. Er hätte mit Sicherheit vorsichtiger sein können. Doch ist mir auch klar, dass er niemals damit rechnen konnte, dass ein Mensch sterben würde, wenn er mit dem Motorrad ausrutscht. Josh stand zur falschen Zeit am falschen Ort. Das war, plump ausgedrückt, Pech. Dieser damals 22jährige Mann leidet mit Sicherheit auch heute noch unter den seelischen Folgen seines Unfalls. Er hat ein junges Leben ausgelöscht und mehrere Leben zerstört. Ich habe nie mit ihm sprechen können, weil ich das Land ja ziemlich schnell verliess. So viel ich gehört habe, wurde ihm eine bedingte Gefängnisstrafe auferlegt.


Verrätst du uns den Namen des Schauspielers, der mit Josh verwandt ist, und der deine Tasche ausleeren liess?

Nein, erst wenn ich mit ihm darüber gesprochen habe, was wohl kaum der Fall sein wird. Übrigens sah er nur auf jenem bestimmten Foto Josh äusserst ähnlich. In seinen Filmen hätte ich die Ähnlichkeit nicht sofort bemerkt.


Zu welchem Stamm gehörte Silver und sein Vater?

Peak gehörte zu einer kleinen Untergruppe der Salish, einem kleinen Stamm, dessen Name ich für mich behalten möchte, da es nur noch wenige Stammesmitglieder gibt und ich diese vor unangenehmen Fragen schützen möchte. Sie waren ursprünglich auf dem Gebiet des heutigen Vancouver beheimatet. Silvers Mutter stammte von einer Untergruppe der amerikanischen Navajos ab. Sie wuchs aber nicht in den USA, sondern in Kanada auf. Silver war demzufolge ein Mischling, obwohl man ihm das nicht unbedingt ansah. Er sah aus, wie alle Kanadischen Küstenindianer. Man merkte es daran, dass er niemals Fisch ass, weil er ihn absolut nicht ausstehen konnte, obwohl seine Vorfahren väterlicherseits, früher und teilweise bis heute, vom Fischfang lebten. Zudem fertigten sein Vater und er Silberschmuck im Stil der Navajos und der kanadischen Küstenureinwohner an. Laut Silver ist mein Ring eher dem Navajo-Schmuck zuzuordnen.


Lebten sie denn nicht in einem Reservat?

Nein. Es gibt durchaus Ureinwohner, die sich in die vorwiegend weisse Gesellschaft eingefügt haben. Silvers Familie gehörte dazu. Sie lebten erst wieder in den USA in der Nähe eines Reservates. In Kanada waren sie ebenfalls ausserhalb. Sie hatten alle eine Ausbildung, Arbeit, Sozialleistungen und ein eigenes Haus. Wenn sie nicht wie Ureinwohner ausgesehen und ihre Kultur nicht gelebt und ihre eigene Sprache nicht gesprochen hätten, würde man kaum erahnen können, dass sie einer leider selten gewordenen Minderheit angehörten.


Magst du Rüschen immer noch nicht?

Doch, seit meinem Aufenthalt in Kanada mag ich sie. Bei mir zu Hause hat's allerdings nur wenige.


Verräts du die Marke von Josh's Rasierwasser?

Nein, ich glaube nicht. Allerdings mag ich es immer noch sehr gerne, und jedesmal, wenn ich daran schnuppere, was ich in Läden oft nicht sein lassen kann, erinnert es mich an gute Zeiten und beruhigt mich nach wie vor.


Wie ich erfahren konnte, hast du am Tag der Vergewaltigung eine rosafarbene Bluse getragen. Hast du je wieder eine angezogen?

Sehr lange nicht. Ich mag Blusen immer noch nicht wirklich. Aber vor ein paar Jahren habe ich mir wieder eine rosafarbene gekauft und trage sie stolz. Farben spielten bei mir immer eine wichtige Verbindungsrolle zur Vergangenheit. Das Rosa der Bluse, das Orange von Jos Sofa, das Blau der Universitätskleidung, das Rot des Messers, die Farbe des Motorrades, etc. Dieses Kuriosum hat sich heute glücklicherweise fast vollständig gelegt.


Hast du immer noch Angst vor Rüstmessern?

Nicht wirklich. Mit den Jahren habe ich mir die Angst abgewöhnt. Aber solchen mit rotem Griff weiche ich immer noch aus. Auch mag ich es gar nicht, wenn die Spitze eines Messers auf mich zeigt, auch wenn es ungefährlich auf dem Tisch liegt. Ich drehe es dann jeweils in eine andere Richtung, was oft erstaunte Blicke verursacht.


Lässt du dich am Hals wieder anfassen?

Nur von meinem Mann, meinen Jungs und meinem Arzt mit Ankündigung. Sonst und bei anderen Leuten werde ich ziemlich grob.


Hast du deinem Peiniger verziehen?

Wie könnte ich?! Solange ich nicht verstehen kann, dass jemand einem anderen Menschen so etwas antun kann, werde ich nicht fähig sein zu verzeihen. Und ich werde es niemals verstehen können, weil es keinen einzigen Grund dafür gibt, ein solch schwerwiegendes Verbrechen zu rechtfertigen. Mit einem befreundeten amerikanischen Verteidigungsanwalt führte ich mal ein grosse Diskussion über die Rechte und Chancen für die Täter. Nun ja, dies kostete fast unsere Freundschaft, weil er der Meinung war, dass jeder eine zweite Chance verdient habe. Das kann man so sehen, aber.... was ist mit einer zweiten Chance für das Opfer? Hilfe? Therapieangebote? Ich meine, dass Opfer nicht so gebettet werden, wie die Täter. Ich könnte wohl endlos diskutieren. Aber ich kann euch beruhigen, der Anwalt ist immer noch mein Freund.


Wie wäre deine Reaktion, wenn du ihm per Zufall begegnen würdest?

Ich unternehme alles dafür, ihm nicht zu begegnen Ich weiss, wo er lebt und halte mich fern von dieser Gegend. Und wenn es denn doch einmal sein sollte, was ich nicht hoffe, dann werde ich versuchen, mich zu zügeln und ihn nicht anzugreifen. Ich kann nicht einschätzen, wie ich reagieren würde, aber es wäre wohl auch für ihn besser, dass es nie zu einer solchen Begegnung kommen wird. Für mich wäre es ganz einfach schrecklich und würde mich erneut in den Abgrund ziehen!


Fandest du die Strafe für deinen Peiniger gerecht?

Gibt es Gerechtigkeit für ein Verbrechen, welches nicht rückgängig gemacht werden kann?
Eigentlich fand ich die 18 Monate zuwenig hart. In "Die Tasche aus Vancouver" kann man lesen, was ich für eine Strafe auferlegen würde. Ich wiederhole dies hier absichtlich nicht, sonst werde ich einmal mehr beschuldigt, die Menschenrechte verletzen zu wollen, was für mich als Opfer einer Ohrfeige gleichkommt.
Nun, er hat immerhin für die damalige Zeit lange gesessen, hat Frau und Kinder verloren und seinen Beruf nie ausüben können. Das ist für mich eine grosse Genugtuung, aber natürlich kein Trost. Wer gibt mir und allen anderen die Garantie, dass er so etwas nie wieder macht? Die Täter bekommen Therapie, werden gehätschelt und verwöhnt, die Opfer stehen oft ohne grosse Hilfe da und müssen auf eigene Faust versuchen, mit dem Geschehenen und den Folgen klar zu kommen. Und dies ein Leben lang. Gerechtigkeit dafür muss erst erfunden werden.


Warum bist du nicht nach Kanada ausgewandert?

Es hat sich bis jetzt noch nicht ergeben. Vielleicht werde ich das tun... irgendwann...sehr wahrscheinlich...oder auch nicht. Ich plane nicht, ich lasse es auf mich zukommen.


Warum hast du so eine intensive Heimatbeziehung zu Vancouver?

Die Gründe dafür, sind mir nicht bekannt. Irgendwie lenkte mich mein Schicksal dorthin. Von Anfang an fühlte ich mich dort zuhause. Noch heute ist das so. Sobald ich aus dem Flugzeug steige und Vancouver rieche, fühle ich mich daheim. Das ist wirklich seltsam. Vielleicht ähnlich wie in einer Beziehung. Da weiss man ja eigentlich auch nicht wirklich, warum man gerade diesen Menschen so liebt. Es passiert einfach.
Eine Bekannte hat mir mal geraten, mich hypnotisieren zu lassen, um herauszufinden, ob ich in einem früheren Leben allenfalls dort gelebt hatte und die Heimatgefühle daher stammten. Nun, ich werde mich hüten, dies zu tun. Ich möchte nicht wirklich wissen, was ich in meinem allfälligen früheren Leben so alles angestellt habe. Vielleicht war ich ja ein indianischer Krieger und habe Greenhorns skalpiert. Ein schrecklicher Gedanke! Jeder, der "Sehnsucht nach Vancouver" gelesen hat, merkt, dass nicht immer alles erklärbar ist. So ist es mit vielen Dingen, auch mit meinen Heimatgefühlen. Es ist einfach so und man sollte sich den Kopf nicht darüber zerbrechen, weil es keine Antwort darauf gibt.


Glaubst du an das Leben nach dem Tod? Wenn man in "Sehnsucht nach Vancouver" über deine Erfahrungen am See liest, wie soll man darüber denken?

Nun, das überlasse ich Euch, wie Ihr darüber denken wollt. Ich weiss nicht, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Ich glaube eher an das Mögliche im Unterbewusstsein eines Menschen. Ich behaupte nicht, dass meine Freunde irgendwo leben. Ich fühlte sie und wünschte sie mir auf irgendeine Weise herbei. Auch eine Sehnsucht. Das was ich damals am See "erlebt" habe, ist vielleicht im Unterbewusstsein geschehen. Ich weiss es nicht. Es war einfach nur schön und hat mir sehr viel gebracht. Die entscheidende Wende im Verarbeitungsprozess mit dem Tod meiner Freunde verdanke ich diesem Erlebnis am See. Und nach wie vor rede ich ab und an mit meinen Freunden. Ich bekomme dann das Gefühl, sie seien irgendwo um mich. Als Geister oder wie auch immer. Es tut mir gut und das ist eigentlich nur wichtig. Und wie schon mal erwähnt, es muss nicht immer alles erklärbar sein.


Fühlst du dich in der Schweiz jetzt wohl?

Eigentlich ja ... bis auf das und dies und jenes... Ich verdanke der Schweiz sehr viel und habe über 40 Jahre meines Lebens in diesem Land friedlich verbracht. Ich habe viele Freunde hier. Die Schweiz ist ein grosser Teil von mir, den ich wie vieles andere nicht ablegen kann, will und auch nicht darf.


Wie reagieren Leser auf deine Geschichte?

Viele fühlen sich betroffen, finden die Lektüre fesselnd und haben diese gewissen Fragen auf den Lippen, die ich nun endlich im Buch "Sehnsucht nach Vancouver" beantworten kann. Einige vertrauen mir ihre eigene Geschichte an und betrachten das Lesen von "Die Tasche aus Vancouver" als Türöffner für ihre eigene Verarbeitung der Geschehnisse. Dies ist eigentlich genau das, was ich damit bezwecken wollte. Einerseits freut mich das ausserordentlich, andererseits bin ich geschockt, wie viele Menschen ähnliche oder noch viel schlimmere Qualen erdulden müssen und auf sich allein gestellt sind.
Solchen Lesern, die keine eigenen Erfahrungen mitbringen, scheint meine Geschichte ihre Augen etwas öffnen zu können, in Bezug auf die Schwere und vor allem die Folgen eines solchen Übergriffs.
Und was ich auch schon öfters gehört habe, ist, dass die Liebesgeschichte so schön wäre. So ein bisschen "Rosamunde-Pilcher-Like". (Zitat einer Leserin)
Der Vergleich hat mich einerseits amüsiert, andererseits war es natürlich schon so. Die wahre Liebe gibt es, wenn auch nicht oft und lange nicht bei jedem, aber sie existiert.


Wird es nochmals ein Buch über deine Freunde oder dein späteres Leben geben?

Man sollte niemals nie sagen, aber im Moment habe ich keine Pläne diesbezüglich. Ich werde mit Sicherheit weiter schreiben, weil es mir gut tut und weil es mir Spass macht. Dann werde ich mich weiteren Projekten widmen, die mir wichtig sind. Zum einen wäre das die Aufklärung über Sexualdelikte an den Schulen und zum anderen werde ich weitere Lesungen halten, denn nur mit dieser Offenheit und Enttabuisierung kann man weitere Verbrechen dieser Art verhindern.


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